Wenn man den Namen León Jimenes Double Maduro Gigante hört, hat man eine Vorstellung von Größe, Kraft und einem Hauch von Drama. Spoiler: Die Zigarre hält, was der Name verspricht – und vielleicht ein bisschen mehr, als man möchte.
Schon bevor der erste Funke überspringt, beeindruckt diese Dominikanerin mit ihrem majestätischen Auftreten. Das Corojo-Maduro-Deckblatt glänzt verführerisch schwarz mit einem Hauch von Rot. Diese Färbung ergibt sich aus der zweifachen Fermentation in speziellen Aging-Räumen Die Oberfläche ist seidig, fast ölig, und fordert geradezu dazu auf, mit den Fingern darüber zu streichen, bevor man sich mit einem passenden Zigarrenfeuerzeug ans Werk macht. Dazu eine wohltuend zurückhaltende, sexy Anilla – Gut schaut’s aus, die Gigante.
Doch dann geht es los. Und wie! Die Leon Jimenes Double Maduro Gigante zeigt sich bei der ersten Begegnung wie ein schwer entzündbares Lagerfeuer. Ein wenig Geduld – und einige Zündversuche – sind gefragt, um die Gigante so richtig in Fahrt zu bringen. Hat man die Startschwierigkeiten überwunden, wird man mit einer Aromatik belohnt, die für Maduro-Fans nicht ungewöhnlich ist. Zedernholz und Kakao begrüßen den Gaumen mit einer charmanten Mischung aus Süße und leichter Bitterkeit – wie ein Dessert, das gerade noch den Sprung aus der Küche geschafft hat, bevor es anbrennt. Dazu gesellen sich subtile Noten von Leder und dunkler Schokolade, die dem Ganzen eine zunächst elegante Tiefe verleihen. Die Einlagetabake stammen aus Brasilien, der Dominikanischen Republik, Nicaragua und Peru.
Aber, und das ist ein großes „aber“, der Schiefbrand beginnt sich hier bereits bemerkbar zu machen. Trotz aller Bemühungen mit dem Feuerzeug entwickelt die Zigarre ihren ganz eigenen Charakter, indem sie eine beeindruckende Schräge annimmt und gerne auch einmal zum Erlischen neigt. Auch wird schnell klar, dass die Asche eher eine von der bröseligen Sorte ist – mittelgrau und grobporig, schade.
Die mittlere Phase und das zweite Drittel bringen einige Überraschungen mit sich: Neben den vertrauten Holz- und Schokoladennoten blitzen zarte Würznoten. Die Komplexität ist da, keine Frage, aber sie ist nicht überbordend. Die Freude am Genuss wird maßgeblich durch den nächsten Fauxpas getrübt: Ein Tunnelbrand macht sich breit. Wer jetzt die Nerven verliert, ist selbst schuld. Mit etwas Geduld und einem weiteren Nachfeuern kann man die Aromatik weiterhin genießen, auch wenn die Konstruktion der Zigarre einem immer wieder kleine Prüfungen auferlegt. Ein beherzter Cut und der Tunnelbrand ist Geschichte.
Im letzten Drittel zeigt die Leon Jimenes Double Maduro Gigante ihre Muckis. Wenn auch nur kleine oder wie meine Oma sagen würde: „Muskeln, wie ein Spatz Krampfadern!“ Die mittelkräftigen Aromen intensivieren sich etwas, der Rauch wird dezent dichter, und das Maduro-Deckblatt tut, was es tun soll: Leder, Kakao und Zedernholz spielen ihre Stärke aus, während die Süße ein wenig zurücktritt. Nachfeuern wird zur Dauerbeschäftigung, der Kampf um die Glut bleibt eine Herausforderung.
Mein Fazit:
Die Leon Jimenes Double Maduro Gigante ist keine Zigarre für schwache Nerven. Sie bietet eine stabile Aromavielfalt mit Maduro-Süße, Holz und Kakao, verlangt dem Genießer aber durch ihre mäßige Konstruktion einiges ab. Wer sich von Schief- und Tunnelbränden sowie gelegentlichen Deckblattproblemen nicht aus der Ruhe bringen lässt, wird hier trotzdem belohnt. Wer aber einfach nur entspannt zwei Stunden Rauchgenuss sucht, sollte sich nach einer anderen Begleitung für den Abend umsehen. In der Preisklasse zwischen zehn und elf Euro habe ich schon andere Zigarren geraucht, die deutlich mehr Spaß gemacht haben. Um ehrlich zu sein, hätte ich die Zeit, die ich der Zigarre aufgrund zahlreicher Korrekturen widmen musste, lieber in den Genuss der Zigarre gesteckt. Muss ich sie noch einmal rauchen? Ich glaube nicht!
Wie hat euch die León Jimenes Double Maduro gefallen? Schildert uns gerne eure Eindrücke und hinterlasst uns einen Kommentar. Wir freuen uns auf euer Feedback!
Cremige Rauchgenüsse!
Euer Toto