Platinum Nova Classic Robusto – wenn Geduld zur Tugend wird

Platinum Nova Classic Robusto – wenn Geduld zur Tugend wird

Ich gebe es zu: Ich hatte mich auf diese Zigarre gefreut. Allein der Name Platinum Nova Classic Robusto klingt ja schon nach Grandezza. Ein bisschen wie ein Luxus-Stick, den man nur in holzgetäfelten Lounges mit leiser Jazzmusik genießen sollte.

Die Verpackung macht ordentlich Eindruck, das H2000-Deckblatt aus Ecuador schimmert in einem feinadrigen Mittelbraun, und wenn man sich die offiziellen Infos durchliest, ist schnell klar: Hier will jemand in der Premium-Liga mitspielen. Zehn bis fünfzehn Jahre gereifte Tabake, handgerollt, danach nochmal drei Jahre Nachreifung im Aging Room. Das ist mehr Reifezeit als bei mancher Freundschaft. Die Umblatt- und Einlagetabake stammen übrigens aus der Dominikanischen Republik.

Erster Eindruck: Ein bisschen zu viel des Guten

Beim „Fühl-Test“ fällt mir auf: Die Gute ist ziemlich stramm unterwegs. Kein Hohlraum weit und breit, das fühlt sich an, als hätte der Roller beschlossen, dass Luftzirkulation ein überbewertetes Konzept ist. „Das wird spannend“, denke ich mir. Und in dem Moment meinte ich es noch durchaus positiv.

Der Kaltzug: leicht würzig, ein kräftigerer Hauch Erde.  Kein Feuerwerk, aber ordentlich. Nach dem Anzünden: zwei, drei Züge: Schöne Erdnoten, leicht mineralisch, so ein feiner metallischer Unterton, der an nasse Kieselsteine erinnert. Dann allerdings… macht sie zu. Und zwar gründlich. Plötzlich ist der Zug schwer, der Rauch spärlich. Was ist das denn jetzt? Das ist so ein Moment, in dem man merkt, dass Leidenschaft und Geduld manchmal sehr eng beieinanderliegen.

Das Feuer erlischt und die Geduld gleich mit

Ich bin grundsätzlich kein Freund des Dauer-Nachzündens. Eine gute Zigarre sollte ihren Job machen, während ich entspannt im Stuhl versinke. Aber die Platinum Nova will Aufmerksamkeit. Viel Aufmerksamkeit. Zweimal musste ich direkt zu Beginn meiner Genussreise nachzünden, einmal nachbohren, und selbst dann war sie nur so halb zufrieden. Der Abbrand macht sich leicht schief bemerkbar. Eigentlich nichts Dramatisches, aber in Kombination mit dem Zugwiderstand ein bisschen wie Autofahren mit angezogener Handbremse. Im zweiten Drittel bessert sich das Verhalten dann etwas. Sie glimmt gleichmäßiger, der Zug wird angenehmer, die Rauchabgabe dichter. Ich lehne mich zurück, atme aus, danach durch und kann mich endlich dem widmen, worum es eigentlich geht: Geschmack.

Die Aromen – nice aber brav

Im ersten Drittel kommen leichte Holz- und Kaffeenuancen dazu. Schön eingebunden, unaufdringlich, aber eben auch etwas unspektakulär. Die Zigarre bleibt ruhig, fast stoisch, getreu dem Motto: Konstanz ist nicht nur eine Stadt am Bodensee. Im letzten Drittel dann ein kleiner Hoffnungsschimmer: feine Pfeffernoten, subtil und elegant. Leider bleibt es auch dabei. Das Aromenprofil ist angenehm, keine Frage, aber linear. Wer eine komplexe Achterbahnfahrt erwartet, sitzt hier eher im Regionalzug. Pünktlich, solide, aber ohne große Ausschläge.

14,40 Euro wird für die Classic Robusto aufgerufen. Und da muss man ehrlich sagen: Das ist schon ein selbstbewusster Preis für eine Zigarre, die technisch nicht ganz fehlerfrei läuft und aromatisch eher auf Sicherheit setzt. Natürlich: Das Alter der Tabake, die Reifezeit, die Handarbeit, all das kostet. Und ja, die Tabakqualität ist zweifellos da. Aber wenn eine Zigarre so viel Pflege braucht, um in Fahrt zu kommen, dann fragt man sich irgendwann: Diene ich der Zigarre, oder dient sie mir? Für mich ist es Letzteres, und das trübt den Genuss. Eine Premiumzigarre darf fordern, aber sie sollte nicht um Zuwendung betteln.

Ich für meinen Teil mag Zigarren, die sich entwickeln, die mich überraschen, die mich mitnehmen. Diese hier wollte lieber bewundert als erlebt werden. Und das ist völlig okay, nur eben nicht ganz mein Ding.

In diesem Sinne: EtwasGenuss wünscht euch Toto


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2 thoughts on “Platinum Nova Classic Robusto – wenn Geduld zur Tugend wird”

  • Bei der Einleitung lief mir direkt das Wasser im Munde zusammen . Die Reifezeit der Tabake hat mich auf ein umfangreiches Geschmacksprofil eingestimmt …aber dann dein Fazit bzw. der Test der Zigarre . Eintöniger Geschmack und dazu noch die schlechte Konstruktion . Schade drum !

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