Stauffenberg Cigars Edition 2 – Kampf der Brüder: Warum der Bonvinant die Oberhand behält.

Stauffenberg Cigars Edition 2 – Kampf der Brüder: Warum der Bonvinant die Oberhand behält.

Es ist ein wenig so, als ob man zwei alte Bekannte zum Abendessen einlädt, die zufällig aus derselben Familie stammen. Beide tragen denselben Namen, teilen dieselbe Geschichte, sind aus demselben Holz (oder besser gesagt: aus denselben Tabaken) gefertigt. Und doch: Sie unterscheiden sich. Mal subtil, mal überraschend deutlich. Genau so verhält es sich mit den beiden ersten Editionen von Stauffenberg Cigars: der Edition 1 Pyramids und der Edition 2 Robusto.

Schon die erste Begegnung mit der Edition 1 hatte mich nachhaltig beeindruckt. Ich schrieb damals von Espresso-Noten, trockenem Kakao, Zedernholz und diesem subtilen schwarzen Pfeffer, der wie ein Echo durch den Rauchverlauf hallte. Die Pyramide war keine Zigarre, die einfach nur „nett“ daherkam, sondern sie war ein Statement, eine klare Botschaft, ein stimmungsvolles Denkmal in Tabakform. Handwerklich perfekt, geschmacklich ausgewogen und mit einer Geschichte, die dem Genuss einen tiefgründigen Resonanzraum verlieh.

Und nun? Nun steht ihr die kürzlich erschienene Stauffenberg Cigars Edition 2 Robusto gegenüber. Gleicher Blend, gleiche Herkunft, dieselbe Handschrift der Manufaktur La Pequeña Vega in Danli/Honduras. Und dennoch: ein anderes Erlebnis. Das erinnert mich ein wenig an zwei Brüder, die zwar im selben Elternhaus großgeworden sind, aber im Erwachsenenalter ihre jeweils ganz eigene Persönlichkeit entwickelt haben. Der eine (die Pyramide) mit klaren Kanten, einer gewissen Strenge, fast aristokratisch in ihrem Auftreten. Der andere (die Robusto) etwas zugänglicher, cremiger, versöhnlicher, und, wenn man so will, der Genussmensch der Familie.

Offizier vs. Dandy

Beginnen wir mit dem Äußeren: Die Robusto wirkt ein wenig weniger elegant im Auftritt und unterscheidet sich durch die rote, zweite Bauchbinde von ihrem älteren Bruder, der noch mit einer güldenen Bauchbinde protzte. Beim Anzünden und den ersten Zügen wird dieser Eindruck allerdings nicht bestätigt: Weniger elegenat ist sie keinesfalls! Der Zugwiderstand ist makellos, eher auf der offenen Seite angesiedelt, was mir persönlich sehr zusagt. Der Abbrand zeichnet sich als absolut sauber und zuverlässig aus. Kein nennenswerter Schiefbrand, keine nervige Korrektur. Die Asche präsentiert sich hell und fein, auch wenn sie etwas weicher ist als bei der Pyramide. Doch das ist Jammern auf sehr hohem Niveau.

Von Anfang an legt die Robusto einen charmanten Start hin. Zarte Zedernnoten und dieser vertraute, trockene Kakao: wie ein Gruß vom großen Bruder. Doch hier, schon in den ersten Zügen, ist etwas anders: Wo die Pyramide gleich mit Espresso und Pfeffer einsteigt, zeigt sich die Robusto eher geschmeidig, fast sanft. Sie flirtet mit den Sinnen, statt sie gleich „auf den Punkt“ abzuholen. Ist das dem Format geschuldet?

Im zweiten Drittel der Erdition 2 zeigt sich der wahre Charakter der Zigarre: Kaffee und Espresso übernehmen die Hauptrolle, aber ohne die Strenge der Pyramide. Stattdessen schwingt etwas mit, das man fast als „sahnige Leichtigkeit“ bezeichnen könnte. Ein Hauch von Nuss begleitet die Aromen, subtil und nie aufdringlich. Im letzten Drittel legt die Robusto dann einen kleinen Endspurt hin. Die Intensität zieht an, Holznoten werden wieder stärker, der cremige Grundton indes bleibt erhalten. Kein sanfter Pfefferschlag, wie man ihn vielleicht von der Pyramide kennt, sondern ein gut dosiertes Crescendo. Das macht sie enorm angenehm, auch für Genießer, die eine Zigarre bis zum letzten Zentimeter rauchen wollen, ohne dass sie ihnen zu streng wird.

Gentleman vs. Bonvinant

Und hier kommen wir zum Kern des kleinen „Wettkampfs“. Beide Zigarren stammen aus demselben Blend, beide sind mit derselben Hingabe gefertigt. Und dennoch ergeben sich durch das Format und die Rollung teilweise erstaunlich unterschiedliche Eindrücke. Die Pyramide (Edition 1) ist die Zigarre für den festlichen Moment. Ein Denkmal in Rauchform, komplex, kraftvoll, mit einer klaren Linie und Struktur. Sie fordert Aufmerksamkeit, ja fast schon Respekt. Man zündet sie nicht nebenbei an, man widmet ihr Zeit.

Die Robusto (Edition 2) hingegen ist der jüngere Charmeur der Familie, der verspieltere Bruder. Sie ist etwas runder und dennoch vielschichtig. Ihre Cremigkeit, die dem Grund-Charakter des trockenen, pudrigen Kakaos erstaunlich gut als Ergänzung dienst, verführt. Ihr Charakter ist zugänglich, ohne an Tiefe zu verlieren. Sie ist die Zigarre, die man auch im Alltag genießen kann: immer noch edel, aber eben mit einem Schuss Leichtigkeit. Die Edition 1 ist der Offizier und Gentleman, während die Edition 2 als hedonistischer Bonvinant brilliert.

Schon Nat „King“ Cole wusste: „When I fall in love, it will be forever!“

Und hier oute ich mich: So sehr ich die Edition 1 schätze und bewundere, so sehr habe ich mich in die Edition 2 verguckt. Diese subtile Cremigkeit, die schmeichelnde Textur, das harmonische Aromenspiel. All das macht sie für mich noch einen Hauch besser. Dazu kommt, dass sie preislich sogar etwas günstiger ist. Mehr Genuss für weniger Geld? Da lacht nicht nur das Genießerherz, sondern auch der gesunde Menschenverstand.

Die Edition 2 Robusto ist nicht einfach nur der „kleinere Bruder“ der Pyramide. Sie ist eine eigenständige Persönlichkeit, die auf ihre Weise und auf ganzer Linie überzeugt. Während die Edition 1 den Genießer auf eine ehrwürdige Reise mitnimmt, schenkt die Edition 2 ihm eine entspannte, cremigere Auszeit. Maik Neubauer hat mit beiden Editionen Großes geleistet. Aber mit der Robusto ist ihm ein echtes Sahnestück gelungen – und das meine ich nicht nur im übertragenen, sondern auch im wörtlichen Sinn.

In diesem Falle darf ich euch nicht nur EtwasGenuss, sondern das maximale Genusserlebnis wünschen. Und obwohl wir diese Zigarre von Stauffenberg Cigars zwecks Verkostung zur Verfügung gestellt bekamen, hatte dies selbstverständlich keinerlei Einfluss auf die Bewertung. Ganz im Gegenteil: Ich werde sie mir sofort privat nachkaufen und zum festen Bestandteil meiner persönlichen Genussmomente machen.

Euer Thorsten


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3 thoughts on “Stauffenberg Cigars Edition 2 – Kampf der Brüder: Warum der Bonvinant die Oberhand behält.”

  • Mit Hingabe geschrieben . Wie immer konnte ich nicht schnell genug lesen um zum Fazit zu gelangen . Du hast mir mit deiner Beschreibung zu Edition 2 so den Mund wässrig gemacht das ich sie mir gleich bestelle . Danke Toto

    • Soll angeblich gar nicht mehr so lange dauern. Sobald ich die Edition 3 im Review hatte, mache ich dir den Mund damit wässrig. Stauffenberg ist schon geiler Scheiß!

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