Dona Flor Graduado: Wie eine Samba, die nie losgeht!

Dona Flor Graduado: Wie eine Samba, die nie losgeht!

Die Dona Flor Graduado ist eine brasilianische Zigarre, die mit ihrer imposanten Optik und hochwertigen Verarbeitung auf den ersten Blick einen vielversprechenden Eindruck hinterlässt. Als limitierte Puro, gefertigt aus seltenen Mata Fina-Tabaken, wird sie von vielen als exquisit und aromatisch beschrieben. Doch hält sie diesem Ruf tatsächlich stand?

Schöne Hülle, wenig Fülle

Bereits die Präsentation der Zigarre lässt keine Wünsche offen. Eingehüllt in ein feines Zedernblatt, gesichert von einer zusätzlichen goldenen Banderole mit der Aufschrift „Dona Flor Gran Corona Graduado“, hinterlässt sie einen fast schon obszön-opulenten Eindruck. Laut zahlreicher Beschreibungen im Internet soll sie ein exquisites, feines Rauchvergnügen bieten. Ist das eine fantasievolle Umschreibung für langweilig? Beim Entzünden präsentiert sich die Dona Flor Graduado mit einem gleichmäßigen Abbrand und einer tadellosen Konstruktion. Meine Mutter sagte immer: „Ein schöner Teller allein macht auch nicht satt.“ Während die äußeren Werte der Zigarre also beeindrucken, bleibt das Raucherlebnis – Spoiler – leider deutlich hinter den Erwartungen zurück.

Ein Aromen-Karussell, das sich nicht dreht

Die ersten Züge offenbaren eine milde Aromatik mit Anklängen von Heu und einer feinen Note von schwarzem Tee. Der Rauch ist weich, doch die Komplexität bleibt aus. Während andere Zigarren im Verlauf ihres Genusses eine geschmackliche Entwicklung durchlaufen, bleibt die Dona Flor Graduado statisch und schmeckt … nach schwarzem Tee. Allerdings handelt es sich dabei nicht um die Sorte Ostfriesentee, die einen müden Emdener wieder munter macht, sondern eher um die Art Tee, die der Vierjährige aus dem dritten Aufguss trinken darf. So dominiert der schwarze Tee durchgehend und lässt kaum Raum für weitere Nuancen. Auch nach längerem Rauchen bleibt die Zigarre monoton – eine Entwicklung oder Veränderung der Aromatik bleibt aus.

Dies ist besonders enttäuschend, da die Zigarre als aromatisch vielschichtig angepriesen wird. Erwartet man aber Aromen von Holz, Kakao und Leder oder gar Mokka, so sucht man diese vergeblich. Der angekündigte Wandel in Geschmack und Stärke bleibt aus. Für einen stolzen Preis von 14 Euro hätte man eine größere geschmackliche Dynamik erwartet. Trotz der tadellosen Verarbeitung, des hervorragenden Zugwidestandes, der hellgrauen Asche und der ansprechenden Optik fehlt es der Dona Flor Graduado an Tiefe und Abwechslung. Ich habe nach der Verkostung sogar einen Corona-Test gemacht, um mich davon zu überzeugen, dass meine Geschmacksnerven nicht der Krankheit zum Opfer gefallen sind.

Karneval in Rio erwartet, Mittsommernacht bekommen

Außen hui, innen pfui könnte man böswillig zusammenfassen, doch das wäre an dieser Stelle sicherlich nicht gerecht: Denn die Auswahl der Tabake scheint sorgfältig verlaufen zu sein, die Konstruktion war nicht zu beanstanden und eines darf man nicht vergessen: Geschmack ist und bleibt subjektiv! Für mich jedoch war dies eine stilvolle, aber eindimensionale Erfahrung. Eine Brasilianerin ohne Feuer und Temperament, eher eine Finnin auf Diazepam.

Dennoch: EtwasGenuss wünscht euch
Toto

 


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