Karibik und ein Hauch Frankfurt – die Urtyp Marble Heads Ritus im Test

Karibik und ein Hauch Frankfurt – die Urtyp Marble Heads Ritus im Test

Ich muss gestehen: Von den Zigarren der Marke Urtyp hatte ich bislang nicht viel mitbekommen. Den Rummel in den sozialen Medien um den „Geheimtipp aus Deutschland“ habe ich gleichwohl registriert. Es wurde also höchste Zeit, die Urtyp Marble Heads Ritus (Short Churchill) auf die Probe zu stellen. Schon der erste Eindruck lässt die Vorfreude ansteigen: Die kunstvoll gestaltete Anilla zeigt die Skyline von Frankfurt, der Heimat von Urtyp-Gründer Conrad Menzel, in edlen Kupfertönen. Der elegante Urtyp-Schriftzug auf einem cremeweiß-marmorierten Hintergrund rundet das Bild ab. Die Botschaft ist klar: „Schau her, ich bin etwas Besonderes!“ Bei der Marble Heads-Serie kommen Tabake zur Verwendung, die zwischen vier und sieben Jahren alt sind. Die Zigarren werden bei Kelner Cigars in der Dominikanischen Republik gerollt.

In der Hand fühlt sich die Zigarre fest und solide an – ein Hinweis auf einen erhöhten Zugwiderstand oder gar eine zu geschlossene Zigarre? Das gilt es herauszufinden, doch bevor es losgeht, muss die Zigarre natürlich erst mal zärtlich „geköpft“ werden. Hier kommt die traditionelle „Capa Corrida“-Technik ins Spiel, eine immer seltener angewandte Rollmethode aus der Dominikanischen Republik. Dabei wird der Kopf der Zigarre nicht mit einer separaten Kappe abgeschlossen, sondern das Deckblatt wird direkt um den Kopf gewickelt und mehrfach mit einem Mondsichelmesser zugeschnitten. Von oben betrachtet, erinnert die Struktur tatsächlich an eine Glasmurmel – ein faszinierendes Detail, das ich aus erster Hand von Conrad Menzel erfahren durfte.

Und der Kaltzug? Zugegeben, er wirkt zunächst etwas verschlossen, was eben den bereits angesprochenen hohen Zugwiderstand vermuten lässt. Aber dann – Überraschung! Die Zigarre nimmt die Flamme bereitwillig an und der erste Zug ist wunderbar sanft. Mit einem Zugwiderstand von etwa 50 bis 55 Prozent landet sie direkt im idealen Bereich. Bevor wir zu den Aromen kommen, ein weiterer,  kurzer Exkurs zur Konstruktion: Das Deck- und Umblatt stammt aus Ecuador, während die Einlage aus einer raffinierten Mariage von Olor, Piloto, San Vicente, Criollo 98 und Pennsylvania Broadleaf besteht. Und Leute, was soll ich sagen – diese Zigarre läuft wie ein Uhrwerk. Die Rauchabgabe ist fantastisch, das Volumen beeindruckend, und die Asche bleibt so stabil, dass ich sie fast widerwillig abstreifen musste. Selbst danach blieb sie kompakt im Aschenbecher liegen – Respekt!

Kommen wir zum Wesentlichen: den Aromen. Schon beim Anzünden überzeugt die Marble Heads Ritus mit einer Cremigkeit, die ihresgleichen sucht. Dominante Ledernoten gehen eine elegante Liaison mit dezenten Haselnussaromen ein. Im ersten Drittel gesellen sich außerdem sanfte Schokoladennuancen hinzu, doch die Kombination aus „lederner“ Haselnuss bleibt prägend. Im zweiten Drittel gewinnt die Zigarre an Intensität, ohne jedoch zu überfordern. Milchkaffee- und pudriger Kakao ergänzen das bisherige Aroma-Ensemble, begleitet von subtilen Holz- und Erdtönen, die alles harmonisch abrunden. Im letzten Drittel kehren die Ledernoten zurück, diesmal mit einem Hauch von Pfeffer. Kaffee, Schokolade und die Haselnuss bleiben jedoch bis zum „gar nicht bitteren“ Ende die Konstanten – ein rundum gelungenes Finale.

Und jetzt hau ich mal einen raus: Die Marble Heads Ritus hat mich an eine meiner Lieblingszigarren erinnert – die Arturo Fuente Destino al Siglo de Familia! Die Urtyp-Variante ist etwas geschlossener und in den Haselnussnoten markanter, aber hinsichtlich der famosen Aromenvielfalt und der makellosen Konstruktion absolut auf Augenhöhe – und das für „gerade einmal“
13 Euro.


Hinweis:
Diese  Zigarre wurde mir von Urtyp Cigars/Conrad Menzel zur Verkostung überlassen. Aber seien wir ehrlich: Wäre sie schlecht gewesen, wäre die Rezension auch anders ausgefallen. Hier bleibt nur ein Fazit: Qualität ist Qualität. Und geil bleibt geil!

EtwasGenuss beim Rauchen wünscht euch
Thorsten



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