Partagás Línea Maestra Maestro: viel Schein, und was ist mit Sein?

Partagás Línea Maestra Maestro: viel Schein, und was ist mit Sein?

Glaubt ihr an Liebe auf den ersten Blick? Ich schon und so war es auch bei der Partagás Línea Maestra Maestro, die optisch so ziemlich alles richtig macht: ein sattes 56er Ringmaß, 13,2 cm Länge, ein makelloses Deckblatt und dazu eine Anilla in Dunkelblau und Gold, die sofort ins Auge springt und der Zigarre die passende Anmutung verleiht. Man denkt: Das muss etwas Besonderes sein. Die Maestro gehört zur Línea Maestra-Linie, die den erfahrensten Rollern vorbehalten ist. Besonders markant: der Zigarrenkopf, die sogenannte cabeza tumbada, leicht abgeschrägt und nicht einfach herzustellen. Die Tabake stammen aus San Luis, eine Region, die für komplexe und kraftvolle Blätter bekannt ist. Auf dem Papier klingt das nach einem echten Highlight.

Ein zartes Annähern: Der Kaltzug

Nach dem Anschnitt und noch bevor die Flamme ins Spiel kommt, zeigt die Zigarre im Kaltzug typische Kuba-Noten: Holz, Leder und sogar eine Spur Muskat. Der Zugwiderstand wirkt allerdings schon hier eher stramm. Ein kleiner Dämpfer für die Vorfreude. Sofort fühle ich mich an mein missglücktes Rendezvous mit der Partagás Serie D No. 4 vor einigen Monaten erinnert. Dieser konnte ich nicht einen einzigen Zug entlocken, so „zu“ war sie. Ich musste sie ungeraucht ablegen, was meinem Herzen einen ziemlichen Stich versetzt hat, wie ich gestehen muss.

Dann der Moment der Feuerannahme: Ernüchterung. Leider bestätigt sich der Eindruck. Der Zug ist extrem schwer, der Rauch dünn. Trotz mehrfachen Nachbohrens will sich kein freier, gehaltvoller Zug einstellen. Das Ergebnis: wenig Rauch und ein überschaubares Aromenportfolio. Die Aromen, die durchkommen, sind klassisch kubanisch: Erde, Leder, Holz. Aber die im Kaltzug versprochene Muskatnote verabschiedet sich sofort. Und auch im weiteren Rauchverlauf bleibt sie recht monoton. Der Funkle will einfach nicht richtig überspringen zwischen uns.

Ein Hoffnungsschimmer: Die Asche

Wenigstens die Asche ist fein, fest und sie hält lange. Unter anderen Umständen wäre das ein Highlight. Sie wäre auch weiß, doch wenn man ständig nachfeuern muss, geht selbst dieser Pluspunkt fast grau unter. Im letzten Drittel wird der Zug zwar etwas leichter, dafür taucht eine leicht bittere Note auf. Spätestens hier ist klar: Das wird keine große Liebe zwischen der Partagás Línea Maestra Maestro und mir. Ich fühle mich wie Romeo, der Julia erwartet aber Nanny McPhee trifft und lege die Zigarre enttäuscht ab.

85 Euro kostet die Maestro im Handel – und damit ist sie ein echtes Luxusprodukt. Leider liefert sie im Rauchverlauf nicht, was sie optisch verspricht. Eine schön anzusehende Zigarre, die am Ende und im Kern ihres Wesens mehr Ernüchterung als Freude bringt.

Dankenswerterweise hat uns 5th Avenue dieses Exemplar zwecks Verkostung zur Verfügung gestellt. Und gerne hätte ich mehr Positives berichtet, doch die Línea Maestra, die für Handwerkskunst und Präzision stehen sollte, hat nicht das geliefert, was ich mir von ihr erhofft hatte. Hier zeigt sich aber auch die andere Seite der kubanischen Zigarren: viel Mythos – aber nicht immer Verlässlichkeit.

Dennoch wünscht euch EtwasGenuss
Euer Toto


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