Rebellion Redneck Woman: dirty old Südstaatenmädel

Rebellion Redneck Woman: dirty old Südstaatenmädel

Also, stell dir Folgendes vor: Du sitzt auf der ranzigen Veranda eines verwitterten Holzhauses irgendwo tief in den Südstaaten. Die Sonne knallt so erbarmungslos vom Himmel, dass selbst der Whiskey im Glas Blasen schlägt. Irgendwo röhrt ein rostiger V8-Pickup, das Banjo klimpert aus dem Radio, und Uncle Cletus schreit mit seiner dritten Flasche Moonshine in der Hand nach einem Duell mit dem Sheriff. Genau hier, genau hier, gehört sie hin: die Rebellion Redneck Woman. Kein nettes Mädchen von der Boarding School, sondern die Art von „Lady“, die dir erst eine reinsemmelt und dir dann das Blut aus dem Mundwinkel leckt.

Die Anilla schreit in Magenta, versehen mit dem Union Jack (Die Rebellion-Inhaber sind britischen Ursprungs) und einem Totenkopf, der aussieht, als hätte er bei Motörhead angeheuert. Dezent ist was anderes, aber wer will schon dezent, wenn er eine Zigarette rauchen kann, die aussieht wie das Tattoo einer Barkeeperin in Arkansas?

Der Kaltgeruch ist ein wilder Ritt: Zedernholz, gegerbtes Leder und – ich schwör bei Merle Haggard – ein Hauch von Rosenblättern. Wie der Duft einer leicht abgeranzten Line-Dance-Queen, die beim Square Dance noch nach Chanel und Schweiß riecht. Der Zugwiderstand im Kaltzug gestaltet sich ähnlich „zäh“ wie Kaugummi unterm Cowboyboot, aber irgendwo kommt eine Note Zeder und Pfeffer durch. Kein Grund, direkt die Trucker-Kappe ins Gesicht zu ziehen. Aufgeben ist keine Option!

Nicht ladylike aber wie ein weiblicher Kumpel

Sobald das Feuer dran ist, beginnt das Vorspiel. Der Zug bleibt sperrig, wie ein Traktor der im Morast steckengeblieben ist. Ein Perfec Draw wäre Gold wert gewesen, aber was ein richtiger Redneck ist, der zieht durch. Trotzdem: Der Zug bleibt eine Herausforderung, das Rauchvolumen anfangs eher im Bereich „braver Familienpicknick-Grill“ als unter „Scheunenbrand“.

Wer „am Zug bleibt“, erhält zur Belohnung zunächst eine Portion Zedernholz serviert, garniert mit leichten Nussnoten. Ganz dezent, dann doch fast ladylike, kommen noch leichte Buchen-Noten ins Spiel. In der Mitte zeigt sie dann ihre wahre Natur: Piment kommt durch. Würzig und kompromisslos. Da tanzt das Aroma auf deiner Zunge wie Billy Ray Cyrus beim Dorffest unter dem Einfluss von Redneck Riviera Whiskey. Und irgendwann denkst du dir: „Will ich das? Oder werd ich gleich niedergeschlagen?“ Aber genau das ist der Reiz.

Die Stärke ist mittelkräftig, aber die Aromen sind alles andere als zurückhaltend. Das ist nicht die gepflegte Südstaaten-Gesellschaft bei der Konversation auf „Mont Royal“, sondern eher Bobby Ray und Billy Joe, die Bourbon direkt aus dem Kanister saufen, während Mom Paisley auf dem Banjo „Sweet Home Alabama“ falsch spielt.

Kein gemütlicher Roadtrip, sondern ein wilder Ritt

Im letzten Drittel gibt die Redneck Woman nochmals richtig Gas: Sie wird etwas schärfer und noch intensiver. Und ein bisschen unberechenbar. Das Piment tanzt dir auf der Zunge herum, die Würze, irgendwo zwischen zerkratztem Leder und verbranntem Grillrost, gibt dir den Rest (für ein wirklich spannendes Raucherlebnis). Die Redneck Woman dreht im letzten Drittel auf wie Dolly Parton nach fünf Red Bulls. Sie ist plötzlich nicht mehr nur ein netter Roadtrip, sondern die komplette Route 66 rückwärts unter den heißen Reifen eines Freightliners.

Nach rund 90 Minuten bist du sowas von satisfied. Ein wenig erschöpft und verwirrt von diesem wilden Ritt aber irgendwie war es auch geil. Sie ist anders als die meisten cremigen Vanille-Langweiler, sie ist ein Charakterkopf mit Ecken, Kanten und einem Messer im Strumpfband. An dieser Stelle: „Danke Martin für diesen Stick!“. Die Zigarre erstand der gute Martin vor zwei Jahren auf der InterTabac.

Die Rebellion Redneck Woman ist sicherlich nichts für Anfänger, die sich langsam an das Thema „Zigarren“ herantasten wollen. Sie ist auch nichts für Genießer auf der Suche nach eleganter Balance. Sie ist eine rauchige Hommage an alles, was laut, schmutzig und irgendwie charmant ist. Der Zugwiderstand nervt etwas, ja – aber dafür belohnt sie dich mit einem Aromenprofil, das so viel Drive hat wie ein Charly-Bob auf Meth. Deal with it! Ob ich sie wieder rauche? Hell Yeah, Bruder! Aber das nächste Mal mit dem Perfec Draw im Holster und einem Flachmann voll Bourbon unter dem Flanellhemd.

Übrigens: Die Rebellio Redneck Woman ist in Deutschland ausschließlich im „Rebellion Sampler Country Range“ verfügbar.

EtwasGenuss wünscht euch
Toto-Ray


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