Urtyp Marble Heads El Scandinavia – anderes Format, anderer Blend, andere Aromen!

Urtyp Marble Heads El Scandinavia – anderes Format, anderer Blend, andere Aromen!

Vielleicht erinnert ihr euch noch an mein Review zur Urtyp Marble Heads Ritus von Conrad Menzel – einem Zigarren-Aficionado durch und durch. Der Mann hat nicht nur seine eigene Zigarrenmarke auf den Markt gebracht, sondern sorgt mit der Marble Heads-Serie für ordentlich Gesprächsstoff. Während alle Formate mit einem ecuadorianischen Deckblatt ausgestattet sind, macht eine Ausnahme von sich reden: die La Pierna Negra – eine aufregende Pyramide-Schönheit mit einem auffälligen Arapiraca-Oscuro-Deckblatt aus Brasilien.

Die Rohtabake der Marble Heads-Zigarren durchlaufen eine Reifezeit von vier bis sieben Jahren. Besonders bemerkenswert: Jede Vitola hat ihre eigene, individuelle Mischung der Einlage – eine Seltenheit in der Zigarrenwelt! Kürzlich hatte ich das Vergnügen, in gemütlicher Lounge-Atmosphäre die Urtyp Marble Heads El Scandinavia zu verkosten. Aber konnte sie die Ritus toppen?

Ein Tabakkonvolut, das viel verspricht

Kommen wir zur Konstruktion: Die Urtyp Marble Heads El Scandinavia präsentiert sich im Doble-Corona-Format und glänzt mit einem feinadrigen, mittel- bis dunkelbraunen Deckblatt aus Ecuador. Auch das Umblatt stammt von dort, aber bei der Einlage wird es spannend: Piloto, CT Broadleaf, Criollo 98, San Vicente und Yamasa sorgen für eine äußerst interessante Kombination, die einen holzig-würzigen Rauchgenuss verspricht. Ein besonderes Highlight ist die Rolltechnik: „Capa Corrida“ – Dabei wird der Kopf der Zigarre nicht durch ein zusätzliches, ausgestanztes Stück Tabak verschlossen, sondern das Deckblatt wird so um den Kopf gewickelt, dass es diesen verschließt.

Im Kaltgeruch nehme ich kräftige Holznoten wahr, begleitet von einer unterschwelligen Würze, die mich neugierig macht. Ist da eine animalische Note? Oder etwa Gerbnuancen? Schwer zu sagen … Who knows! Nach einem präzisen Cut halte ich die El Scandinavia „sanft enthauptet“ in den Fingern und freue mich wie ein Kind auf den ersten Kaltzug. Der Zugwiderstand liegt geschätzt bei 55 bis 60 Prozent – sollte passen! Die Aromen? Holzig, wie erwartet. Die zuvor erahnten Gerbnuancen sind nur leicht wahrnehmbar, dafür gesellen sich mineralische Noten und eine feine Erdigkeit hinzu. Die Brandannahme erfolgt absolut problemlos, die El Scandinavia zeigt mir keineswegs ihre kalte Schulter, sondern ist gleich Feuer und Flamme, verkostet zu werden.

Holz, Leder und Yamasa

Die ersten Züge überraschen: Holz? Klar! Etwas Leder? Hatte ich geahnt. Aber woher kommt diese leicht süßliche Note von trockenem, pudrigem Kakao? Damit hatte ich nicht gerechnet! Schon jetzt wird klar: Die El Scandinavia hat einige Tricks im Repertoire. Im ersten Drittel dominieren also kräftige Holz- und Erdnoten, stilvoll begleitet von der pudrigen Kakaosüße – spannend! Während die Marble Heads Ritus mit helleren, nussigen Aromen punktete, schlägt die El Scandinavia eine andere Richtung ein. Die Haselnuss-Anklänge bleiben aus, stattdessen setzt sie auf Kraft und eine herbere Stilistik. Ich vermute, der Yamasa-Anteil ist schuld daran, dass sie mich nicht so euphorisch macht wie einst die Ritus. Schon bei der Davidoff Yamasa-Linie konnte ich mich mit dem „moorigen“ Unterton des Tabaks nicht wirklich anfreunden. Doch hier ist das anders: Die Kakaonoten und das ausgewogene Aromenprofil stehen der El Scandinavia erstaunlich gut. Im letzten Drittel zieht die Intensität an, die Mineralik trifft auf neu hinzugekommene Röstnoten, und der Kakao verabschiedet sich zugunsten eines deftigen Finales.

Und der goldene „Conrad“ geht an …

Die Urtyp Marble Heads El Scandinavia ist eine spannende Erscheinung: gradliniger als die Ritus, vielleicht nicht ganz so zugänglich, aber definitiv mit Charakter. Man merkt, dass Conrad Menzel sich hier etwas überlegt hat. Die Konstruktion ist tadellos – abgesehen von kleineren Korrekturen und einem Neustart (dank eines ausgedehnten Gesprächs mit dem lieben Martin). Produziert wird sie übrigens in der Kelner Cigars S.A.S Tabacalera von Klaas Kelner – nicht zu verwechseln mit der Kelner Boutique Factory von Hendrik Kelner Jr.

Ich werde mir noch ein weiteres Exemplar sichern und es für einige Zeit im Humidor verschwinden lassen. Diese Zigarre hat definitiv Reifepotenzial! Und gestattet mir noch einen direkten Vergleich mit der Marble Heads Ritus: Mit einem Preis von 20 Euro ist die El Scandinavia kein Schnäppchen und deutlich gradliniger, während die Ritus für 13 Euro mit einem – aus meiner Sicht – facettenreicheren Aromenprofil überzeugt. Deshalb bleibt sie bislang meine Favoritin in der Marble Heads-Familie. Diese Einschätzung strotzt vor Subjektivität aber: Deal with it …

EtwasGenuss wünscht euch
Toto

 

 

 

 



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