Zigarren erzählen unterschiedliche Geschichten: Mal ist es ein sonntäglicher Spaziergang, mal ein turbulenter Krimi. Die Vega Fina Fortaleza 2 Reposado 10 Años Edición Limitada 2023 allerdings kommt daher wie ein Champions-League-Finale: packend, dramatisch, mit Höhen und Tiefen, die man noch lange nach dem letzten Zug nicht vergisst.
Die Eckdaten lesen sich vielversprechend: Zehn volle Jahre reifte die Vega Fina Fortaleza 2 Reposado 10 Años Edición Limitada 2023 in den Escaparates der Tabacalera de Garcia in La Romana, Dominikanische Republik. Escaparates, diese geheimnisvollen Schatzkammern, mit Zedernholz ausgeschlagen, in denen Zigarren wie gute Weine in der Dunkelheit an Charakter gewinnen. In ihnen absolvierte diese Magnum ihr Reifestudium. Zehn Jahre, in denen die Zigarre atmete, sich entwickelte, an Komplexität zulegte. Und dann, 2023, die feierliche „Entlassung“ ins Leben, ausgestattet mit einer eleganten Doppel-Anilla, die sie für VegaFina-Verhältnisse durchaus ziert.
Anpfiff: Ein vielversprechender Start!
Schon beim ersten Kontakt macht die Fortaleza 2 klar, dass Substanz in ihr steckt. Das Criollo-Deckblatt aus Mexiko, genauer gesagt aus der Region San Andrés, schimmert in warmem Braun, feinadrig, aber nicht makellos, eher etwas robuster, verarbeitet. Es duftet nach Würze, Leder und einem Hauch von Erdigkeit. Im Kaltzug zeigt sie sich straff, aber willig, und liefert die ersten Eindrücke von Leder und Gewürzen.
Der Auftakt der Rauchreise ist durchaus ein Feuerwerk für die Sinne. Schon in den ersten Zügen lassen sich Leder und eine würzige Grundstruktur wiedererkennen, die sofort an die Nase anschließen. Ein bisschen pfeffrig, ein bisschen warm, begleitet von einer überraschend zarten Süße, die in Richtung Schokolade schielt. Man fühlt sich wie ein Gourmet, der gerade ein Dessertbuffet entdeckt, nur dass man gleichzeitig ein kräftiges Steak im Mund hat. Eine ungewöhnliche, aber reizvolle Kombination.
Doch so wie in einem guten Fußballspiel mit Champions League-Charakter baut die Zigarre ihre Spannung auf. Die erste Halbzeit glänzt: Aromenvielfalt, cremige Textur, angenehme Balance. Würze und Leder tanzen im Zentrum, während Schokolade sich zaghaft von den Flügeln dazwischen schiebt. Der Abbrand verlangt zwar gelegentlich nach Korrekturen, wie ein 8er, den man aufgrund fehlender Alternativen auf die 10er-Position versetzt hat.
Halbzeitpfiff: Was geht in der zweiten Hälfte?
In der zweiten Halbzeit jedoch beginnt sich der Spiel- bzw. Rauchfluss zu verändern. Die anfangs versprochenen Schokoladennoten ziehen sich zurück, als hätte der Coach ein plötzliches Catenaccio verordnet. Stattdessen rücken Holz und Röstaromen in den Vordergrund. Die Abwehr versucht sich in Kreativität? Anfangs noch angenehm getoastet, entwickeln sich diese Nuancen zunehmend zu strengeren, beinahe verbrannten Akzenten. Die Würze wird dominanter, sogar kantiger, und die Eleganz, die die erste Halbzeit so faszinierend machte, verliert sich allmählich. 
Die „Nachspielzeit“, also das letzte Drittel, ist schließlich ein Drama. Statt auf dem Höhepunkt das erlösende Tor zu machen, driften die Aromen in Richtung „feuchter Keller“ ab. Und damit sind wir nicht im Weinkeller des VIP-Bereichs, sondern eher im muffigen Untergeschoss einer Provinz-Turnhalle. Ein unschönes Aroma, das sich mit den holzig-röstigen Noten vermischt und das Gesamterlebnis kippen lässt. Hier zeigt sich, dass selbst nach zehn Jahren Reife eine Zigarre nicht automatisch in Würde altert. Es ist der Moment, in dem man merkt: Die Partie, die man schon sicher glaubte, droht verloren zu gehen.
Aus, aus! Das Spiel ist aus!
Und damit sind wir wieder beim Fußballbild, das diese Zigarre so treffend beschreibt: Es ist wie ein Champions-League-Finale, in dem dein Team früh 2:0 führt, das Spiel dominiert, die Fans bereits feiern – und am Ende wirst du überrollt und verlierst 2:5. Bitter, tragisch, aber unvergesslich.
Die Tatsache, dass nur 600 Kisten ihren Weg nach Deutschland gefunden haben, macht sie zwar zu einer Rarität. Und wer die Chance bekommt, sollte sie probieren. Vielleicht habe ich ja einen Transfer getätigt, den man im Nachhinein als Fehleinkauf titulieren muss, gleichwohl er in einem anderen Team besser funktioniert! Aber diese Rarität war nur anfangs verlockend. Aber seien wir ehrlich: Nicht jede Zigarre muss am Ende ein makelloser Sieg sein. Manchmal ist es gerade das Scheitern auf hohem Niveau, das den Reiz ausmacht. Die Vega Fina Fortaleza 2 Reposado 10 Años Edición Limitada ist eine Zigarre für VegaFina-Fans, die nicht nur Spielfluss, sondern auch Robustheit schätzen.
Trotzdem wünscht euch EtwasGenuss euer
Toto



