Hoppla, was für ein Hingucker! Die Villiger 1888 Gran Reserva fordert schon beim ersten Anblick Respekt ein. Boxpressed, also mit Ecken und Kanten, ist sie schon einmal ein Augenschmaus. Das dunkelbraune San-Andrés-Deckblatt aus Mexiko glänzt seidig, hat feine Adern und man bekommt sofort Lust, das gute Stück anzuzünden. Und sobald das Feuer ins Spiel kommt, merkt man: Hier haben die Mädels und Jungs von Villiger wirklich Geduld und Liebe investiert. Alle Tabake wurden zwei Jahre gelagert, bevor sie überhaupt verarbeitet wurden. Danach durfte die frisch gerollte Zigarre noch mal ein ganzes Jahr in der Manufaktur ruhen. Drei Jahre warten: In unserer heutigen Welt, in der selbst Instant-Nudeln schon „zu lange dauern“, ist das fast schon Zen.
Zedernholz, Kräuter und Schokolade – ein Aromenspektakel
Die ersten Züge liefern ein cremiges, üppiges Rauchvolumen. Sofort da: eine feine Süße, die an Trockenfrüchte erinnert, dazu eine fruchtige Note, Zedernholz und ein Hauch Leder. Schon nach den ersten Minuten ist klar: Diese Zigarre will nicht einfach „nur schmecken“. Jede Nuance wirkt wie ein Kapitel in einem Buch, das man nur ungern zuklappt. Nach etwa einem Drittel legt die Gran Reserva noch mal nach. Die Süße tritt etwas zurück, dafür kommen Erde, Kräuter und Kaffee stärker ins Spiel. Der Geschmack wird kräftiger, bleibt aber ausgewogen. Man könnte sagen, sie wird erwachsener. Ein bisschen wie der Moment, wenn das nette Geplauder bei einem Abendessen in tiefgründige Gespräche übergeht. Genau hier merkt man die Handschrift eines Blends, der auf Balance setzt und keine Extreme nötig hat, um zu polarisieren.
Im letzten Drittel liefert die Villiger 1888 Gran Reserva dann noch einmal richtig ab: Dunkle Schokolade, Toast, kräftige Würze und immer wieder feine Kräuternoten sorgen für ein Finale, das sich intensiv und abwechslungsreich präsentiert, aber trotzdem nie überladen wirkt. Die Konstruktion ist schlicht vorbildlich: sauberer Abbrand, gutes Rauchvolumen und ein Zugwiderstand, der fast wie ein Maßanzug sitzt. Kein Gefummel, kein Frust. Eine Zigarre, die das macht, was sie soll, und zwar so zuverlässig, dass man fast applaudieren möchte.
Stimmiges Gesamtbild
Das gesamte Raucherlebnis dauert gut eineinhalb Stunden. Eine Zeit, in der man komplett in den Genuss eintaucht. Ideal also für einen ruhigen Abend, bei dem man sich selbst mal eine Auszeit gönnt. Wer schnell fertig sein will, ist hier falsch. Diese Zigarre lebt von Geduld, und sie belohnt genau die. Was macht sie besonders? Die Gran Reserva überzeugt durch ihr stimmiges Gesamtbild. Süße, Würze, Holz, Leder, Kaffee, Schokolade, Kräuter – alles ist da, aber nichts kämpft um die Bühne. Sie präsentiert sich wie ein gut eingespieltes Orchester: Viele Instrumente, aber ein Klang. Und genau das macht sie so außergewöhnlich.
Vielen Dank an Felix Wallenhorst von Villiger, der uns die Zigarre zwecks Verkostung zur Verfügung gestellt hat.
EtwasGenuss wünscht euch Toto!
Lieber Toto ….In deinen Reviews kann ich mich verlieren . Toll geschrieben und immer informativ . Als wenn man selbst mit raucht ! Von dir könnte ich mir auch ein Zigarren Buch vorstellen . Lieben Dank und mach weiter so !
Hi, vielen Dank für die lieben Worte. Es freut mich sehr, wenn die Beiträge Lust auf dieses tolle Hobby machen und meine Eindrücke in den Reviews zur Entscheidungsfindung für die nächste Zigarre beitragen können.Merci!