125 Jahre kölsche Genusskultur – Die Jubiläumszigarre „Em Tabaksdösje Belicoso“ im Test

125 Jahre kölsche Genusskultur – Die Jubiläumszigarre „Em Tabaksdösje Belicoso“ im Test

125 Jahre – das muss man sich mal auf der Zunge zergehen lassen! Seit 1900 versorgt „Em Tabaksdösje“ die Kölner mit feinen Tabakwaren, guten Geschichten und dieser unnachahmlichen Mischung aus Tradition, Herzlichkeit und kölscher Gelassenheit. Gegründet von Kurt Matschenz sen., groß geworden zwischen Kriegswirren und Wirtschaftswunder, steht der Name heute wie kaum ein anderer für Genusskultur am Rhein.

Und wer den heutigen Inhaber Torsten Briem kennt, weiß: Wenn der etwas zum Jubiläum macht, dann nicht halb. Zum 125-jährigen hat er sich einen Traum erfüllt – eine eigene Jubiläumszigarre, limitiert auf gerade einmal 125 Bundles à 10 Stück. Jedes einzelne Exemplar ist also nicht nur „Rauchware“, sondern ein kleines Stück Geschichte zum Anzünden.

Liebe auf den ersten Griff

Das Format? Torpedo 153 x 52 – Torstens Lieblingsformat, und das merkt man. Schon die Form ist eine Ansage: elegant, klassisch, mit dieser typischen Belicoso-Spitze, die beim Rauchen für einen konzentrierten Zug sorgt. Das Ecuador-Deckblatt zeigt sich fein geädert und seidig, der Rollgrad ist makellos. Kein Wellen, kein Spalt – einfach gute Handarbeit, wie man sie nur von erfahrenen Torcedores bekommt. Schon beim Anschnitt spürt man: Hier stimmt die Verarbeitung. Der Kaltzug verrät Kaffee, Honigsüße und Holz. Ein feiner Auftakt, der Lust auf mehr macht.

Anzünden, zurücklehnen, lächeln

Die Zigarre nimmt das Feuer ohne Murren: kein Nachzünden, kein Korrigieren, einfach jot wie et sich jähört. Der erste Zug? Pfeffer, ordentlich Wumms, typisch Nicaragua. Dazu schleicht sich eine samtige Melasse-Note und dunkles Karamell heran, während im Hintergrund etwas Holz mitschwingt. Die Jubiläums-Belicoso will offensichtlich Eindruck hinterlassen. Kräftig, aber niemals ruppig. Eine Zigarre mit Rückgrat. Oder, wie man in Köln sagen würde: mit Hätz un Charakter.

Im ersten Drittel regiert der Pfeffer, flankiert von Melasse und einem zarten Karamellhauch. Das Ganze wirkt rund und harmonisch, mit einer schönen Tiefe. Gegen Ende des Drittels kommen Espressonoten ins Spiel, die das Aromabild erweitern. Plötzlich hat man nicht mehr das Gefühl, in Köln zu sein, sondern in einem guten italienischen Café zu sitzen, nur eben mit Rauch statt Milchschaum. Die Asche? Schneewittchenweiß und felsenfest. Man könnte fast ein Foto machen, bevor man sie abklopft. (Ich hab’s getan.)

Kaffee, Kakao, kölsche Seele

Jetzt wird’s gemütlich: Im zweiten Drittel tritt die Pfefferschärfe etwas zurück, und die Zigarre entfaltet Kaffee- und Kakaonoten, begleitet von einer feinen, unaufdringlichen Süße. Dazu kommt Sandelholz, warm, etwas cremig, fast schon beruhigend. Das Rauchvolumen ist üppig, die Textur cremig. Fastz so wie bei einem deftigen Teller „Himmel un Äd“. Hier merkt man, dass sich hier Ecuador und Nicaragua perfekt ergänzen. Das ist die Phase, in der man sich zurücklehnt, den Stuhl kippt und denkt: „Jau, so kann man 125 Jahre feiern.“ Bis zur Mitte bleibt die Belicoso wunderbar ausgewogen, kräftig, aber niemals überfordernd. Ein bisschen wie Köln selbst: laut aber herzlich.

Im letzten Drittel zieht die Jubiläumszigarre noch einmal an. Kräftigere Holznoten, leichte Toastaromen, und dann, plötzlich: ein kleiner Nikotinschub, der das Finale würzt. Nicht unangenehm, aber präsent. Wie der letzte Glockenhall des Kölner Doms, der noch lange nachhallt. Tipp: Wer auf nüchternen Magen raucht, sollte sich vorher wenigstens einen „halve Hahn“ gönnen. Diese Zigarre hat Power, aber sie zeigt das mit Stil.

Eine Zigarre wie Kölle: Ehrlich und deftig

Torsten Briem hat zum Jubiläum von „Em Tabaksdösje“ nicht einfach eine Zigarre auf den Markt gebracht, er hat ein Stück Geschichte inBelicoso-Form gegossen. Die 125 Jahre-Zigarre ist kräftig, aromatisch, handwerklich makellos und gleichzeitig voller Herzblut. Sie erzählt von Handwerk und Hingabe, von einer Familie, die über Generationen hinweg an den Genuss glaubt, und von einer Stadt, die weiß, wie man feiert. Mit 12,50 Euro pro Stück ist sie mehr als fair bepreist. Eine echte Charakterzigarre, mit Hätz und Seele.

EtwasGenuss wünscht euch
Toto


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