Casa 1910 Revolutionary Edition Cuchillo Parado: K(l)eine Zigarren-Revolution

Casa 1910 Revolutionary Edition Cuchillo Parado: K(l)eine Zigarren-Revolution

Manchmal erzählt eine Zigarre mehr als nur die Geschichte ihres Geschmacks – sie öffnet ein Fenster in die Historie. Die Casa 1910 Cuchillo Parado Robusto aus der Revolutionary Edition tut genau das. Der Name dieser Zigarrenlinie ist eine Hommage an die mexikanische Revolution, die 1910 begann. Es war General Toribio Ortega, der in der Stadt Cuchillo Parado (übersetzt „stehendes Messer“) den Funken des Aufstands gegen den Diktator Porfirio Díaz entzündete. Der Ort, im mexikanischen Bundesstaat Chihuahua nahe der Grenze zu den USA gelegen, wurde so zum Symbol für Mut und Widerstand. Kein Wunder also, dass Casa 1910 mit ihrer Robusto eine „Revolution“ der mexikanischen Zigarrenwelt anstrebt.

Mexiko ist in der Zigarrenwelt vor allem für seine Deckblätter bekannt, insbesondere den edlen San-Andrés-Tabak. Doch eine Zigarre, die ausschließlich aus mexikanischen Tabaken gefertigt wird, bleibt selten. Mit der Cuchillos Parados Robusto präsentiert Casa 1910 eine echte Ausnahme: eine Puro, die vollständig aus mexikanischen Tabaken besteht. Die Mischung umfasst ein drei Jahre gereiftes Sumatra-Deckblatt sowie ein Umblatt und Einlagetabake aus der berühmten San-Andrés-Region. Das Besondere? Vier unterschiedliche Einlagetabake der San-Andrés-Negro-Varietät, die jeweils mindestens fünf Jahre gereift sind. Nach der Rollung ruht die Zigarre für weitere sechs Monate in San Andrés Tuxtla, bevor sie ihre Reise in die Welt antritt.

Die Konstruktion der Zigarre präsentiert sich makellos. Die Cuchillos Parados Robusto ist mittelfest gerollt, von feiner Haptik. Der Kaltzug verspricht (und hält) einen angenehmen Zugwiderstand und die ersten Züge machen schnell klar: Die Zigarre arbeitet mit der feinen Klinge, ählich der von Toribo Ortega, nur mit angenehmeren Folgen für alle Aficionados. Direkt zum Start offenbart sie feine Zeder-Noten und eine dezente Kräuter-Stilistik. Im weiteren Rauchverlauf des ersten Drittels könnte man meinen, an den Stiefeln von General Ortega geleckt zu haben, das Leder begrüßt uns mit den Worten: „Aquí estoy y prepárense para que aumente la variedad de sabores.“ Und genau so ist es: Das Leder ist präsent und verspricht weitere Aromen, die sich ab dem zweiten Drittel einstellen. Überhaupt ist das Aromenprofil einerseits und die Aromenintensität andererseits ein besonderes Merkmal der Cuchillo Parado. Breitgefächert gesellen sich nun holzige Toastnoten und Gewürze hinzu. Ob es Muskat ist, wie in vielen Rezensionen zu lesen ist, können meine limitierten Geschmackspapillen nun wirklich nicht dechiffrieren. Für mich ist es eher eine Prise Zimt, die kurz aufblitzt. Im letzten Drittel nimmt die Würze wieder etwas ab und eine Prise schwarzer Pfeffer unterstützt das Aromenprofil. Im Gegensatz zu meinen geschätzten Mit-Rezensenten bilde ich mir ein, im Übergang vom zweiten zum dritten Drittel einen minimalen Hauch von Kaffee wahrzunehmen.
Ähnlich wie die mexikanische Revolution wird auch die Cuchillo Parado nicht langweilig. Die große Aromenvielfalt und die gute Verarbeitung bereiten Freude. Um sie als revolutionär bezeichnen zu können, fehlt es nur an Nuancen: Anfangs ist sie etwas geizig mit der Rauchabgabe, erst später bekommt der Rauch mehr Volumen. Hätte ich diese Zigarre vor zwei Jahren geraucht, wären mir die 15 Euro, die sie gekostet hat, wohl etwas zu hoch erschienen. Aber heute kann ich das Preis-Leistungs-Verhältnis gerade noch als „okay“ bezeichnen.

Jammern auf hohem Niveau, wurde uns die Zigarre doch dankenswerterweise von Brand Ambassador João L. Maierhofer von Casa 1910 als Muster zur Verfügung gestellt. Gracias!

Ein San-Andrés-gebundenes Rauchvergnügen wünscht euch
Thorsten

 



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