Leute, die Bolivar Coronas Junior ist eine Zigarre, die nicht nur die Geschmacksknospen tanzen lässt, sondern die sich tief, sehr tief ins Zigarrengedächtnis einbrennt. Kurz gesagt: Sie ist eine meiner absoluten Lieblinge! Warum? Weil sie alles mitbringt, was eine große Havanna ausmacht – nur eben im handlichen Minutos-Format.
Optik und Sensorik – was für ein Start!
Bereits beim Kaltduft macht sie klar, dass sie kein schüchterner Geselle ist. Eine markante Tabaknote steigt in die Nase, begleitet von erdigen und fruchtigen Anklängen. Der Kaltzug bestätigt den ersten Eindruck: dunkle Erde, dezente Fruchtsüße, ein Hauch Zeder und ein Prickeln von Pfeffer. Spannung baut sich auf, die Vorfreude steigt – also nichts wie ran ans Feuer! Und dann geht’s los. Der erste Zug? Ein Blockbuster! Ein Einstieg voller Kraft und Aroma, als hätte man bereits am Teasertrailer bereits erkannt, dass der kommende Film ein Oscar-Anwärter wird. Die Bolivar Coronas Junior startet mit einem satten Körper aus Erde und Leder, begleitet von einer cremigen Textur, die ihresgleichen sucht. Dazu gesellen sich ein Spritzer Citrus und eine unterschwellige, aber präsente Kubawürze. Das Aroma ist mittel- bis vollstark, das Nikotin dennoch eher im unteren bis mittleren Bereich – genau richtig!
Noch im ersten Drittel legt die Kleine richtig los. Die fruchtige Süße tritt einen Schritt nach vorn, begleitet von leichter Citrus-Säure. Erde und Leder bleiben als starke Basis bestehen, während eine leichte mineralische Note und ein Hauch Röstkaffee für Tiefe sorgen. Harmonisch, komplex und erstaunlich rund. Jeder Zug ist ein Erlebnis, jeder Übergang geschmeidig und faszinierend. Diese Zigarre wechselt zwischen würzig, süß und herb als würde Sir Georg Solti ein klassisches Orchester und eine Heavy Metal-Band gleichzeitig dirigieren und dennoch einen absoluten Hörgenuss produzieren.
Keine Steigerung möglich? Pustekuchen!
Das zweite Drittel bringt eine neue Dimension ins Spiel. Kräftige Kaffeeröstaromen treten in den Vordergrund, begleitet von einer sanften Nussigkeit. Das Aromaspektrum wird etwas fokussierter, aber das stört nicht im Geringsten – es ist immer noch mehr als genug los. Die Kräuternoten gewinnen an Präsenz, Leder wird intensiver und im Hintergrund hält sich weiter der feine Zitrus-Spritzer, der immer wieder für Überraschungsmomente sorgt. Die Fruchtigkeit wird nun schwerer, fast moosig, was für einen tollen Übergang sorgt. So viel Vielschichtigkeit in so einem kleinen Format – Alter Falter, was geht denn da ab?
Im letzten Drittel macht die Bolivar Coronas Junior nochmal richtig Druck. Würzigkeit und Tiefe nehmen zu, die Balance bleibt aber meisterhaft. Erde, Würze und eine leichte Frucht dominieren weiterhin, während sich eine dezente Süße im Abgang hält – spannend bis zum Schluss! Die weiße Pfeffernote kommt nun etwas stärker durch, bleibt aber dezent genug, um nicht alles zu übertönen. Was für eine irre Komposition! Man will gar nicht aufhören zu rauchen, aber nach etwa einer Stunde endet dieses Vergnügen leider viel zu früh.
Eine Zigarre ohne Makel?
Nun zur Verarbeitung: Die ist, wie man es von Bolivar erwartet, wirklich gut. Das Deckblatt zeigt zwar hier und da kleine Blattäderchen, aber das tut der Performance keinen Abbruch. Der Abbrand ist tadellos, die Asche stabil und etwas dunkler meliert. Keine Schiefbrände, keine Aussetzer – ein rundum perfekter Begleiter für jeden Havanna-Liebhaber. Die Bolivar Coronas Junior ist eine kleine, aber mächtige Zigarre. Sie bringt Power, Balance und eine beeindruckende Aromenvielfalt mit. Hut ab, Bolivar – was für ein faszinierendes, makelloses und leckeres kleines Scheißerchen!
Dieses Mal wünsche ich euch nicht nur EtwasGenuss, sondern vollsten Genuss mit diesem absoluten Traumsmoke!
Euer Toto