Wenn VegaFina zum chinesischen Neujahr bittet, sattelt man als Aficionado gewissermaßen automatisch auf. Zu etabliert ist die Reihe, zu hoch die Erwartung, dass hier kein lahmer Klepper aus dem Stall geführt wird, sondern ein gut trainiertes, elegantes Reitpferd, das weiß, wie man Strecke macht: genussvoll, kontrolliert und ohne unnötiges Scheuen. Die VegaFina Year of the Horse 2026 tritt genau mit diesem Anspruch an und spannt dabei einen schönen Bogen zwischen fernöstlicher Symbolik und karibischer Herkunft.
Das Pferd steht im chinesischen Tierkreis für Kraft, Freiheit und Noblesse, und genau diese Attribute will VegaFina mit dieser limitierten Edition transportieren. Gleichzeitig verneigt man sich vor dem „Caballo de Paso Higüeyano“, einer dominikanischen Pferderasse, die für Eleganz, Ausdauer und einen besonders geschmeidigen Gang bekannt ist. Schon auf dem Papier klingt das weniger nach Ackergaul und mehr nach Paradepferd.
Aufgesattelt und los geritten!
Der erste Eindruck bestätigt diesen Anspruch. Die aufwendig gestaltete, rot lackierte Holzkiste mit goldenen Akzenten wirkt festlich, wertig und selbstbewusst. Nichts mutet hier nach Massenware oder liebloser Serienproduktion an. 4.300 nummerierte Kisten weltweit! Das ist nicht absurd rar, aber exklusiv genug, um dem Sammlertrieb einen leichten Sporenstoß zu verpassen.
Im Mittelpunkt steht dabei das exklusive Format „Higüeyanos“. Mit 152 Millimetern Länge und einem satten Ringmaß von 56 gehört diese Zigarre nicht zu den nervösen Kurzstreckenläufern, sondern zu den Langstreckenreitern. Der Clou ist der kunstvoll geformte Kopf, der an einen Pferdeschweif erinnert. Das mag auf Fotos zunächst wie ein Marketing-Gag wirken, in der Hand jedoch entfaltet diese Form eine erstaunliche Eleganz. Es ist ein Detail, das man nicht braucht – aber eines, das man gerne hat, weil es den thematischen Rahmen konsequent zu Ende denkt. Der mit Goldpapier verzierte Fuß setzt noch einen zusätzlichen Akzent und macht klar: Hier steht ein Zuchthengst, der geschniegelt und gestriegelt auftritt, im Stall.
Verarbeitungstechnisch gibt es bei meinem Exemplar wenig Anlass zur Kritik. Während Kollege Martin offenbar ein etwas widerspenstigeres Exemplar erwischt hatte, lief meine Higüeyano vom Start weg recht sauber. Der Zugwiderstand war sehr gut, das Rauchvolumen ordentlich, die Asche präsentierte sich mittelgrau mit dunkleren Einschlüssen und hielt zuverlässig. Ein minimaler Schiefbrand zeigte sich zwischendurch, ließ sich aber ohne größere Dressurmaßnahmen korrigieren. Insgesamt wirkte die Konstruktion souverän, so wie man es aus der Tabacalera de García auch erwarten darf.
Stattliches Exterieur: Bringt sie ihre PS auch auf die Strecke?
Geschmacklich startet die VegaFina Year of the Horse 2026 im ersten Drittel recht klar und bodenständig. Holzige Noten dominieren, begleitet von deutlichen Lederanklängen. Kein feines Kalbsleder, eher gegerbtes, kräftiges Sattel-Leder. Dazu gesellen sich leichte Röstnoten, die dem Rauch Tiefe verleihen, ohne ihn zu beschweren. Die „Year of the Horse 2026“ ist kein nervös tänzelnder Araber, sondern eher ein kräftiger Paso-Fino, der seinen Rhythmus gefunden hat und ihn hält.
Im weiteren Rauchverlauf kommt etwas Kaffee hinzu, dezent, nicht bitter, eher wie ein frisch aufgebrühter Filterkaffee im Hintergrund. Eine leichte Würze schwingt mit, bleibt aber stets gut eingebunden. Kakao, Melasse, Muskatnuss und Mandeln, wie sie im offiziellen Geschmacksprofil beschrieben werden, lassen sich für mich bestenfalls erahnen, drängen sich auch nicht in den Vordergrund. Insgesamt bleibt der Smoke aromatisch recht linear. Das ist keineswegs negativ gemeint, denn die Zigarre schmeckt durchweg gut und ausgewogen, überrascht aber nicht mit plötzlichen Galoppwechseln oder unerwarteten Sprüngen über geschmackliche Hürden. Wer auf dramatische Wendungen und ein ständig wechselndes Aromenspektrum hofft, wird hier eher einen gutmütigen, gleichmäßigen Ritt erleben.
Lecker und linear muss sich nicht ausschließen
Gerade diese Linearität macht die Year of the Horse 2026 allerdings auch angenehm zugänglich. Mit einer mittelkräftigen Stärke bleibt sie kontrollierbar und entspannt, ohne jemals flach oder langweilig zu wirken. Sie fordert keine permanente Aufmerksamkeit, sondern erlaubt es, sich zurückzulehnen und den Moment zu genießen. Sei esin der Lounge, im im heimischen Wintergarten oder wie bei mir auf dem kalten Balkon. Brrrr, ruhig Brauner! Das Format trägt seinen Teil dazu bei: 70 bis 90 Minuten Rauchdauer sind realistisch und machen die Zigarre zu einem verlässlichen Begleiter für eine längere Auszeit.
Am Ende stellt sich wie immer die Frage: Rennpferd oder Koppelgaul? Die VegaFina Year of the Horse 2026 ist kein temperamentvoller Vollblüter, der mit explosiver Komplexität beeindruckt. Sie ist aber ganz sicher auch kein lahmer Klepper, der nur mühsam vom Fleck kommt. Vielmehr präsentiert sie sich als gut gezüchtetes, elegantes Rassepferd, das mit ruhigem Schritt, sauberer Verarbeitung und stimmigem Aromenprofil überzeugt. Der Preis von 13,80 Euro geht angesichts der gebotenen Qualität, des besonderen Formats und der aufwendigen Präsentation in Ordnung.
Unterm Strich ist diese limitierte Edition ein gelungener Tribut an das Jahr des Pferdes. Sie verbindet Symbolik, Handwerk und Genuss auf eine Weise, die nicht laut wiehert, sondern selbstbewusst trabt. Wer eine verlässliche, geschmacklich angenehme Zigarre mit besonderer Optik sucht und dabei keinen wilden Ritt erwartet, sondern einen stilvollen Ausflug, wird mit der VegaFina Year of the Horse 2026 sehr zufrieden vom Pferd steigen.
Vielen Dank an 5THAVENUE Products für dieses gelungene Verkostungs-Exemplar!
EtwasGenuss wünscht euch euer
Toto



