Alles andere als ein laues Lüftchen – Casdagli Daughters of the Wind Cremello

Alles andere als ein laues Lüftchen – Casdagli Daughters of the Wind Cremello

Das muss man Casdagli lassen: Zigarren können sie! Die Daughters of the Wind Cremello von Casdagli Cigars ist kein Alltagsbegleiter für den schnellen Smoke zwischendurch, sondern eher der edle Vollbluthengst unter den Longfillern – und das nicht nur wegen ihrer Herkunftsgeschichte, die sich liest wie ein Kapitel aus Tausendundeiner Nacht. Denn diese Zigarre trägt nicht nur den poetischen Namen eines arabischen Gedichts, sondern auch die Tradition und Eleganz jener Dahman-Rennpferde, die Jeremys Vorfahren einst bei Kairo züchteten. Und so wie diese Pferde durch die Wüste fegten, entfaltet sich auch der Rauch dieser Zigarre: kraftvoll, geschmeidig und mit jeder Menge Charakter.

Edles Aussehen, edler Genuss!

Die Cremello ist eine Lancero – ein Format, das schon optisch was hermacht und gleichermaßen klarstellt: Ich benötige Aufmerksamkeit! Das ecuadorianische Deckblatt ist makellos, glatt wie Seide und feinadrig. Das Umblatt stammt aus Peru und die Einlage besteht vermutlich aus Tabaken der Dominikanischen Republik, Nicaragua und Ecuador. Hier ist allerdings Vorsicht geboten, denn die Informationen aus dem Netz weichen durchaus etwas voneinander ab. Der Anschnitt ist mühelos, die Zigarre nimmt das Feuer ohne Murren. Die ersten Züge überraschen mit einer feinen, fast blumigen Holznote. Eine unterschwellige Süße rundet den Einstieg ab – wie der erste Schritt in ein edles Reitzimmer aus poliertem Mahagoni und Leder. Trotz des schlanken Formats ist das Rauchvolumen beachtlich, die Rauchentwicklung cremig und dicht.

Ein genussvoller Ausritt, auf’s Tempo achten!

Im ersten Drittel übernimmt ein sattes, würziges Lederaroma die Zügel, begleitet von einer pikanten aber gut dosierten Pfeffrigkeit. Zwischendurch blitzt immer wieder diese süßlich-holzige Nuance auf – als würde ein Hauch Vanille über ein frisch geschnittenes Holzbrett tanzen. Die Aromen sind wunderbar ausbalanciert, durch die cremige Textur wirkt nichts aufdringlich.Im zweiten Drittel ändert sich der Charakter spürbar – wie ein Schrittwechsel in der Dressur. Jetzt treten Kaffee- und Röstaromen stärker in den Vordergrund, begleitet von einer zunehmenden Stärke. Die florale Leichtigkeit weicht einer herberen, tiefgründigeren Komposition, die an dunkle Schokolade und geröstete Nüsse erinnert. Hier zeigt sich die Tiefe der Einlagemischung aus den unterschiedlichen Tabakregionen.

Im letzten Drittel verlangt das Lancero-Format etwas Aufmerksamkeit: Ein allzu gieriger Zug bedingt gelegentlich ein kleines Abbrand-Management. Sie neigt zum Ausgehen, aber wer sie ruhig in der Hand hält, wird mit einem Feuerwerk an Gewürzen und Röstaromen belohnt. Pfeffer, Nelke, vielleicht ein Hauch trockener Kakao – komplex, vielschichtig, fast schon fordernd. Die Cremello verabschiedet sich nicht leise, sondern mit einem aromatischen Finale, das lange am Gaumen bleibt. Im letzten Drittel des Rauchvergnügens zeigt sich leider ein  kleiner Schönheitsfehler: Das Deckblatt löst sich etwas, rauchbar indes bleibt sie dennoch! War ich vielleicht doch etwas zu gierig?

Kein laues Lüftchen

Die Daughters of the Wind Cremello ist wie ein edles arabisches Pferd: kraftvoll, elegant, und nichts für Anfänger. Sie verlangt Aufmerksamkeit, gibt aber reichlich zurück – mit Tiefe, Geschichte und einem Aromenspektrum, das selbst erfahrene Aficionados in Staunen versetzt. Ein echtes Erlebnis für den entspannten Abend mit einem guten Armagnac. Diese Zigarre ist kein laues Lüftchen, sondern ein feinwürziger Wind, der mich durch ein knapp 90-minütiges Rauchvergnügen trägt.

Diese Zigarre wurde uns zwecks Verkostung freundlicherweise von CigarKings zur Verfügung gestellt, die den Vertrieb für Casdagli Cigars in Deutschland übernommen haben.

EtwasGenuss mit der Casdagli Daughters of the Wind  Cremello wünscht euch
Toto


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